Ja, ihr lest richtig, ich gebe meinen Garten ab. Ich gebe aber nicht meinen Gartentraum auf.
2021 habe ich eine Baustelle übernommen. Es gab kein Beet, nur Acker und Rasen und jede Menge Unkraut. Es gab noch keine Toilette, lediglich der Abwassertank war bereits eingebuddelt.
Mit Hilfe meines Gartennachbars haben wir einen Raum angebaut und ein Spülklo errichtet. Ich habe Hochbeete und normale Beete auf dem Boden angelegt, Beeren und Stauden gepflanzt und trotzdem hab ich das Gefühl, nicht weitergekommen zu sein.
Hecke
Völlig unterschätzt habe ich die Hecke unseres Eckgrundstückes. Wobei das “Problem“ gar nicht so sehr die Hecke ist, sondern alles andere, was darin wächst. Und ich rede da nicht von den 3 Kilo Johannisbeeren, die ich jedes Jahr von den Pflanzen in der Hecke ernte, sondern von wilden Brombeere, Rosen und so ein komisches Gewächs, von dem ich bis heute nicht weiß, was es ist. Aber es macht sehr lange Zweige (und nein, es ist kein Efeu) und rankt wie verrückt.
4-6x im Jahr also Hecke, bzw. Unkraut schneiden… jedesmal ein Nachmittag ist dafür hin. An anderen Tagen dann noch das Unkraut aus dem Boden holen, denn der Weg gehört ja bis zur Hälfte mir – klingt jetzt nach Jammern auf hohem Niveau, ist es vielleicht auch, aber in Jahr Vier hat es einfach nur noch genervt.
Dauerbaustelle
Dazu “sitzen“ wir auf einer Dauerbaustelle. Der Anbau ist noch nicht fertig verputzt und das Dach noch nicht abgeschlossen.
Und von Innen wollen wir gar nicht erst reden. Der Fußboden fehlt noch, die Tür hat kein Schloss und das Fenster muss noch abgedichtet werden.
Das Vordach der Laube muss neu, ich hab einen Steinboden für einen Pavillon angefangen, aber noch nicht fertig gestellt, außerdem wollte ich eine Liegewiese errichten.
Der Pool braucht noch einen Sichtschutz und…. und und…
Ehrlich, ich hab noch nie einfach nur im Garten gesessen und nichts gemacht – ich bin jetzt im 4. Jahr nur am Rödeln… und immer wenn ich denke: jetzt biste aufm guten Weg, chill doch mal! – muss ich die Hecke schneiden.
Fahrerei
Am Meisten nervt mich allerdings die Fahrerei und das hätte ich niemals erwartet. Vielleicht hätte ich es mir denken können, aber als ich den Garten übernahm, dachte ich, dass ich mich in drei Jahren den ganzen Sommer hier statt zu Hause aufhalte.
So ist leider nicht gekommen und ehrlich gesagt, kann ich es mir inzwischen auch nicht so richtig vorstellen.
Beruflich hatte sich einiges verändert und nun haben wir auch noch das Pudelbaby – mag sein, dass ich auch demotiviert bin, weil die Schnecken alles – wirklich alles – abgefressen haben und es den meisten Teil der ersten Jahreshälfte nur geregnet hat, aber ich muss einfach zugeben, dass ich mich am Wochenende kaum noch aufraffen kann, um extra die 20 Minuten in den Garten zu fahren.
Die anderen Jahre bin ich immer direkt nach der Arbeit hingefahren, aber inzwischen bin ich ab Mittags im Homeoffice und muss auch da extra losfahren – ich will das nicht mehr.
Vielleicht klingt das alles undankbar, aber ich habe mich entschlossen, den Garten einer Familie zu überlassen, die mit Freude hinfährt und zu Ende bringt, was ich angefangen habe.
Das heißt aber nicht, dass ich künftig keinen Garten mehr haben will, ganz im Gegenteil. Ich werde mir allerdings einen suchen, der fußläufig erreichbar ist. Wir haben 3 Gartenvereine, die in unmittelbarer Nähe sind, nur 5 Minuten zu Fuß.
Sie haben alle Wartelisten, aber damit komm ich klar.